Slow-Scan Television (SSTV) ist eine faszinierende Betriebsart im Amateurfunk, der es ermöglicht, Standbilder mithilfe von Tonsignalen über Funk zu übertragen. Vor allem auf Kurzwelle und im 2-m-Band ist SSTV ein beliebt, sei es von festen Stationen oder während spezieller Aktionen – etwa bei SSTV-Aussendungen von der Internationalen Raumstation ISS.

In diesem Artikel zeigen wir, wie man SSTV-Bilder empfangen kann, welche Geräte und Software nötig sind und worauf man bei der Einrichtung achten sollte.
Damit Ihr Euer Setup schnell und einfach ausprobieren könnt, hier auch gleich ein paar Audiodateien von beliebten SSTV-Modi zum Abspielen und Herunterladen.


SSTV-Test PD120
SSTV-Test Martin 1
SSTV-Test Scottie 1

Empfang mit dem klassischen Funkgerät

Der Empfang über ein herkömmliches Amateurfunkgerät ist die ursprünglichste Variante mit dem größten Amateurfunkbezug. Sie erfordert etwas technisches Verständnis und Vorbereitung, bietet aber eine besonders authentische Funk-Erfahrung.

Vorgehensweise:

  • Funkgerät auf SSTV-Frequenz einstellen (z. B. 14.230 MHz USB oder 145.800 MHz FM)
  • Audiosignal über Lautsprecher oder Line-Out abgreifen
  • Signal mit Decoder-Software verarbeiten (z. B. MMSSTV, RX-SSTV oder QSSTV)

Verbindungsmöglichkeiten zwischen Funkgerät und PC:

Digitale Soundkarte im Funkgerät:
Moderne Transceiver wie der Yaesu FT-991A, Icom IC-7300 oder Kenwood TS-590SG verfügen über eine integrierte USB-Soundkarte. Schließt man das Gerät per USB an den PC an, wird es als Audioquelle erkannt. Die SSTV-Software (z. B. MMSSTV) kann das Signal dann direkt verarbeiten.

Einfach über Mikrofon und Lautsprecher:
Für den Einstieg genügt es, das Mikrofon des PCs oder Smartphones in die Nähe des Lautsprechers des Funkgeräts zu halten. Das funktioniert gut mit Robot36 auf dem Handy oder MMSSTV auf dem PC, ist aber anfällig für Störgeräusche.

Über Line-Out oder Kopfhörerbuchse:
Viele Funkgeräte haben eine Kopfhörer- oder Line-Out-Buchse. Mit einem 3,5-mm-Klinkenkabel lässt sich das Audiosignal verlustarm direkt in den Mikrofoneingang oder Line-In des PCs einspeisen. Pegel sollten vorher angepasst werden, um Verzerrung zu vermeiden.


SSTV-Empfang mit Smartphone und Handfunkgerät

Eine besonders einfache Methode ist der Einsatz eines Handfunkgeräts in Kombination mit einer Decoder-App. Diese Lösung ist mobil, günstig und ideal für Einsteiger.

Was du brauchst:

Ablauf:

  • Frequenz einstellen (z. B. 145.800 MHz für ISS)
  • App öffnen und Mikrofon in Nähe des Lautsprechers halten
  • Alternativ kannst Du natürlich Dein Handfunkgerät auch per Kabel mit PC oder Smartphone verbinden.
  • Bild wird automatisch dekodiert und gespeichert

Diese Methode eignet sich ideal für Portabelbetrieb oder zur schnellen Beobachtung von SSTV-Aussendungen – etwa im Rahmen von ISS-Events.


SSTV mit SDR-Stick am Computer empfangen

Eine besonders flexible Empfangsmöglichkeit bietet der Einsatz eines SDR-Sticks. Damit verwandelt sich der PC in einen vollwertigen Funkempfänger mit breitem Frequenzbereich.

Wichtig: Achte auf Modelle mit TCXO, um eine stabile Frequenzlage zu gewährleisten. Ein TCXO (Temperature Compensated Crystal Oscillator) ist ein temperaturkompensierter Quarzoszillator, der besonders bei längeren Empfangszeiten oder schwankenden Umgebungstemperaturen für eine konstante und präzise Frequenzlage sorgt. Das ist vor allem beim Empfang digitaler Signale wie SSTV, FT8 oder RTTY entscheidend, da bereits kleine Frequenzabweichungen die Dekodierung erschweren oder zu Fehlerbildern führen können.

Es ist auch von Vorteil, einen Stick mit Antennenanschluss und Adapter zu wählen - z.B. SMA zum Anschluss eigener, externer Antennen. So bleibt das System ausbaufähig.

Hier einige Modelle, die sich für den stabilen SSTV-Empfang besonders anbieten:

  • Nooelec NESDR 2+ – kompakt, mit 0.5 ppm TCXO, Antennenadapter
  • Nooelec NESDR SMArt v5 – stabiles Metallgehäuse, SMA Anschluss, TCXO
  • Airspy Mini – sehr gute Empfangsqualität, TCXO integriert. SMA-Anschluss
  • HackRF One – optionaler TCXO-Mod nachrüstbar, kein Einsteigermodell, eher das ganz große Besteck

Benötigte Komponenten:

  • USB-SDR-Stick
  • SDR-Software wie SDR#, HDSDR oder SDR++
  • Virtuelles Audiokabel (z. B. VB-Cable) zur Signalweiterleitung
  • Decoder-Software wie MMSSTV

Hinweis zu virtuellen Soundkarten:
Virtuelle Soundkarten wie VB-Audio Cable oder Virtual Audio Cable (VAC) ermöglichen es, Audiosignale direkt von einem Programm zum anderen zu leiten – ohne sie über Lautsprecher und Mikrofon umzuleiten. Das ist besonders nützlich, um z. B. das SSTV-Audiosignal aus der SDR-Software verlustfrei an MMSSTV oder QSSTV weiterzugeben. Das System erkennt diese Software wie eine echte Soundkarte.

Ablauf:

  • SDR-Stick anschließen und Frequenz einstellen (z. B. 14.230 MHz)
  • Audiosignal via VB-Cable an Decoder leiten
  • Bild erscheint nach wenigen Sekunden, sofern Pegel und Modus stimmen

Empfang über WebSDR

Wer kein eigenes Funkgerät besitzt, kann SSTV auch über einen Online-Empfänger verfolgen. WebSDRs sind öffentlich zugängliche Plattformen mit weltweitem Zugriff.

So funktioniert’s:

  • WebSDR-Server aufrufen (z. B. websdr.org, oder SDR-Karten)
  • Frequenz auswählen (z. B. 14.230 MHz USB)
  • Audiosignal lokal abgreifen (z.B. Mikrofon oder Smartphone?
  • Decoder-Software oder App starten

Diese Methode ist rein passiv, eignet sich aber hervorragend zum Reinschnuppern oder zur Überwachung globaler SSTV-Aktivität.


Decoder-Software und Apps

Für die Bilddekodierung stehen verschiedene Tools zur Verfügung:

Software/AppPlattformBesonderheiten
MMSSTVWindowsUmfangreich, stabil, viele Modi, RX-History
QSSTVLinux/macOSOpen-Source, mit Spektrumanzeige
RX-SSTVWindowsAutomatischer Empfang & Speicherung
Robot36AndroidErkennt Modi automatisch, ideal für ISS
SSTV iOSiOSEinfach bedienbar, für Einsteiger geeignet

MMSSTV und QSSTV ermöglichen auch manuelle Moduswahl, Pegelanzeige und Bildarchivierung. Für den Start empfiehlt sich MMSSTV unter Windows oder Robot36 auf Android-Geräten.


SSTV-Modi im Überblick

SSTV kennt verschiedene Bildübertragungsmodi mit jeweils eigener Übertragungsdauer:

  • Martin 1 (ca. 114 s): Standard auf Kurzwelle, Farbbild
  • Scottie 1 (ca. 110 s): Alternative mit guter Qualität
  • PD120 (ca. 120 s): Häufig für ISS-Sendungen verwendet
  • Robot 36 (ca. 36 s): Schnell, ideal für Smartphones

Die Moduswahl hängt vom Sender ab – Decoder-Apps erkennen den Modus meist automatisch.


Typische SSTV-Frequenzen

BandFrequenzModusBemerkung
80 m3.725–3.740 MHzLSBDeutschsprachige SSTV-Runden
40 m7.050–7.060 MHzLSBSSTV-Aktivität in Europa
30 m10.132 MHzUSBDigitale Betriebsarten, gelegentlich SSTV
20 m14.225–14.235 MHzUSBInternationaler SSTV-Verkehr
→ 14.230 MHzUSBInternationale Standardfrequenz
→ 14.233 MHzUSBAusweichfrequenz
15 m21.335–21.345 MHzUSBGelegentlich aktiv, bei guten Ausbreitungsbedingungen
10 m28.675–28.685 MHzUSBSSTV bei Sporadic-E und Sonnenfleckenaktivität
2 m145.800 MHzFMSSTV von der ISS (offizielle Frequenz)
70 cm433.500 MHzFMExperimentelle SSTV-Übertragungen, regional unterschiedlich
23 cm1296.500 MHzUSBWenig verbreitet, experimentell

SSTV-Empfang von der ISS und anderen Satelliten

Besonders spannend ist der Empfang von Bildern der Internationalen Raumstation. Die ISS sendet immer wieder SSTV-Bildserien auf 145.800 MHz in FM, meist im Modus PD120. Aber auch andere Satelliten, wie zum Beispiel Sonate-2 senden regelmäßig Bilder aus dem Weltall.

Voraussetzungen:

  • Handfunkgerät oder SDR-Empfänger
  • Vertikalantenne oder Yagi für mehr Reichweite
  • Decoder-App oder Software
  • Bahnberechnung bzw. Überflüge mit Tools wie „Heavens Above“, „ISS Detector“ oder am Besten direkt von der AMSAT
    Für Norddeutschland stellt der OV E39 in der Regel einen eigenenen Artikel mit allen Informationen zur Verfügung.

Ein Überflug dauert etwa 10 Minuten. Während dieser Zeit können oft mehrere Bilder empfangen werden. Gute Vorbereitung lohnt sich.


Tipps für sauberen Empfang

  • Lautstärke richtig einstellen: Mittelwert reicht – zu laut verzerrt, zu leise verhindert Dekodierung.
  • Störungen vermeiden: Schaltnetzteile, LED-Beleuchtung und USB-Hubs können rauschen erzeugen.
  • Antenne optimieren: Bessere Antenne = klarerer Empfang.
  • Modus manuell setzen: Wenn Auto-Modus versagt.

Was tun bei Schräglauf?

Ein schräg aufgebautes Bild ist fast immer ein Hinweis auf eine nicht exakt eingestellte Frequenz. Ursachen können sein:

  • Abweichung von wenigen Hz bei USB/LSB-Empfang
  • Fehlender TCXO bei SDR-Sticks
  • Decoder erkennt Startton nicht korrekt

Lösung:

  • Frequenz feinjustieren
  • PPM-Wert im SDR-Programm korrigieren
  • Modus gezielt auswählen

Einmal sauber eingestellt, erscheinen die Bilder stabil und klar.


Nützliche Links und Tools


SSTV im Ortsverband E39

Wenn Du Hilfe benötigst, schau doch einfach bei einem unserer OV-Treffen vorbei Gäste sind bei uns immer herzlich willkommen und wir helfen Dir gern weiter!
Wir freuen uns, wenn Du uns Deine empfangenen Bilder zeigst. Gern einfach in den Kommentaren zu diesem oder anderen geeigneten Artikeln hochladen.


Nun viel Spaß beim SSTV-Empfang
73 – Dein Ortsverband E39 im DARC

*Diese Seite enthält Affiliate-Links. Falls Ihr auf einen solchen Link klickt und irgendetwas kauft, erhält er OV E39 eine Provision und Ihr unterstützt aktiv den Amateurfunk. Jeder Euro fördert ohne Abzug den Amateurfunk im Herzogtum Lauenburg.